Wer noch nicht weiß, was ein Wandelkonzert ist, könnte bei den 4. Karbener Kunsttagen neue Erfahrungen machen. Denn die Karbener Künstlerinitiativ kooperiert erstmals mit der Karbener Stadtkapelle. Das verspricht eine spannende Begegnung zwischen der Kunst fürs Auge und der für die Ohren.
Von Holger Pegelow
Seit Monaten schon bereiten sich 21 Karbener Künstlerinnen und Künstler auf ein besonderes Ereignis vor: die 4. Karbener Kunsttage. Dazu malen sie Bilder, werkeln Holzobjekte, modellieren Skulpturen. Endspurt ist angesagt, denn am 10. und 11. August wird diese Veranstaltung im und am Bürgerzentrum über die Bühne gehen.
»Für uns alle sind die Kunsttage Ansporn, etwas Besonderes zu erschaffen«, sagt Elke Lange-Helfrich, die das sechsköpfige Organisationsteam für die zweitägige Veranstaltung anführt. »Wir haben den Anspruch, den Karbenern die Vielfältigkeit von Kunst zu bieten«, betont sie. Dazu werde man »aus dem Atelier heraustreten und sich der breiten Öffentlichkeit präsentieren«.
Die darf gespannt sein, denn die Kunstschaffenden haben viele neue Ideen entwickelt und sie umgesetzt. Dazu gehören künstlerisch bemalte Stellwände. 2,30 Meter mal 1,95 Meter sind sie groß, gerade so, dass sie durch die Tür des »Atelier 17« passen, den Räumen der KKI in der Christinenstraße. Immer zwei dieser mit verschiedenen Motiven bemalten Wände werden für die Künstler zur Verfügung stehen. Neun Einheiten werden laut Lange-Helfrich im Saal aufgestellt. Einige der Wände werden aber auch Teil eines Gesamtkunstwerks. Rolf Lange etwa hat die Leinwand mit einer alten Seekarte bemalt, davor hängen will er ein Schiffsmodell. »Auf zu neuen Ufern« wird sein Werk heißen.
Das passt zum Gesamtthema der beiden Tage: »Kunst an neuen Ufern« lautet das Motto. Die Künstler beziehen sich dabei auf die im Bereich des Stadtzentrums renaturierte Nidda, die übrigens ins Geschehen einbezogen wird. So sind am Ufer verschiedene Kunstwerke zu sehen. Einige sind entstanden in zwei Workshops während der Ferien, die die Künstlerinitiative zusammen mit dem städtischen Jugendkulturzentrum veranstaltet hat. Singende Röhren und bunt wehende Fahnen werden ebenso dazugehören wie etwa »frei laufende Kinderjeans«.
Die 21 teilnehmenden Künstler werden ganz unterschiedliche Kunstarten bieten. Malerei ist häufig vertreten, aber auch »Kunst im Raum«, Fotografien, Skulpturen oder etwa auch Lichtkunst. Die Besucher werden auf ganz originelle Werke stoßen. Etwa auch auf eine kleine Wohneinrichtung, die aus vielen Papprollen gefertigt wurde. Liege, Sessel und Tisch habe er aus Rollen gefertigt, die aus der Reinigung stammten, erzählt Rolf Theis. Auf den Papprollen aufgerollt waren dort zuvor die Kunststoffsäcke, die über die gereinigten Hemden, Blusen und Sakkos gehängt werden.
Die Kunstwerke sollen aber nicht nur für sich wirken, sondern auch im Zusammenhang mit Musik. Dafür sind die Kunstschaffenden erstmals eine Kooperation mit der Stadtkapelle Karben eingegangen. »Einzelne Bilder werden musikalisch umgesetzt«, betont Lange-Helfrich. Dazu wird man sich in der kommenden Woche mit dem Leiter der Stadtkapelle und Dirigenten Claus-Carsten Behrendt zusammensetzen, um letzte Details zu besprechen. Es wird also spezielle Kompositionen zu den Werken geben. Die werden übrigens nicht auf der Bühne aufgeführt und das Publikum lauscht sitzend den Darbietungen. Sondern sie werden als eine Art Wandelkonzert dargeboten. Musiker der Stadtkapelle kommen an die einzelnen Kunstwerke und spielen dort die Kompositionen, die speziell auf die Werke zugeschnitten sind. Ein Experiment, auf das die Besucher sicher gespannt sein dürfen.
Überhaupt wird Musik eine recht große Rolle spielen an den beiden Veranstaltungstagen. Der Schwerpunkt wird auf dem Jazz liegen. So wird es Lounge-Musik geben unter dem Titel »Jazz for Fun«. Christian Andrä (Gitarre und Gesang) sowie Elke Lange- Helfrich (Saxofon und Gesang) werden dieses Konzert am frühen Samstagabend bestreiten. Zur Jazz-Matinee wird dann für Sonntag, 11. August, 11.30 Uhr eingeladen. Nicola Piesch (Gesang, Ukulele, Flöte), Dieter Wierz (Piano und Gesang) sowie Michael Borowich (Bass) wollen dort auftreten. Im Bereich Jazz angesiedelt wird auch der Auftritt von Natascha Grin sein, die Popsängerin wird ein Soloprogramm bieten.
Das Rahmenprogramm hat aber noch Weiteres zu bieten. Die Kunst der spielenden und tanzenden Marionetten. Der Künstlerinitiative ist es gelungen, die Wetterauer Marionettenbühne für einen Auftritt zu verpflichten. Dahinter steckt die alteingesessene Burg-Gräfenröder Familie Nadler. Sie arbeitet mit bis zu eine Meter großen historischen Puppen. Versprochen wird ein »Erlebnis nicht nur für Kinder«. Ein weiteres Highlight wird die Versteigerung von Kunstwerken sein. Dazu hat man als Auktionator den Entertainer Oliver Becker gewinnen können. »Wir geben dort einige wertvolle Werke hinein«, verspricht die Organisatorin.
Um die Veranstaltung zu bewerben, hat die KKI 3500 Flyer drucken lassen. Sie werden in den nächsten Tagen an die Haushalte in den sieben Karbener Stadtteilen verteilt.
20.07.2019, Wetterauer Zeitung